bei der Transkription alter Handschriften muss man viel raten können. In strukturierten Sätzen erleichtert einem der Kontext des Satzes die Entzifferung eines schwierigen Wortes.
Aber Eigennamen gehorchen keinem Kontext. Sie sind eigenständige Elemente, die sich nicht aus dem umgebenden Text erschließen lassen. Das bloße Erraten von Eigennamen birgt das Risiko von Fehlinterpretationen und Unsicherheiten. Daher ist es unerlässlich, geeignete Methoden zur Absicherung der Lesungen zu verwenden.
- mehrmalige Belegstellen: Diese Strategie macht sich die wiederholte Erwähnung von Namen innerhalb einer Familie oder Gemeinschaft über einen Zeitraum von Jahren zunutze. Zum Beispiel können Eltern über ein Jahrzehnt hinweg mehrere Kinder haben, deren Namen im Kirchenbuch verzeichnet sind. Ebenso bieten Geschwister, die im selben Ort leben und denselben Nachnamen tragen, mehrere Datenpunkte zur Querverweisung und Klärung von Namen. Dies hilft nicht nur dabei, die Richtigkeit von Namen zu bestätigen, sondern unterstützt auch dabei, familiäre Beziehungen und Muster im historischen Kontext zu erkennen.
- Einzel-Buchstabenanalyse: Diese Methode beinhaltet eine genaue Analyse
einzelner Buchstaben oder Buchstabenkombinationen wie "-er-", "-ung-" oder "-en-". Dabei werden Stellen
gesucht, an denen die Handschrift genau dieselben unleserlichen Schlenker macht, aber die Lesung
durch den Zusammenhang klar zu erschließen ist.
Durch die Identifizierung dieser Belegstellen kann der Paläograph eine genaue Interpretation sicherstellen.
Diese Methode ist entscheidend, um potenziell schwierige oder variable Buchstabenformen zu entziffern
und somit eine verlässliche Grundlage für die Transkription zu schaffen.
- Peer-Review: Transkriptoren überarbeiten ihre Lesungen oft mehrmals
und ziehen Kollegen zu Rate, um Fehler zu minimieren.
- zeitlich entfernte Kirchenbucheinträge: Wenn der Name in einem Begräbnis- oder Heiratseintrag schwer zu entziffern ist, liefert oft das Alter der betreffenden Person entscheidende Hinweise. Anhand dieses Alters kann der passende Taufeintrag gesucht werden. Dieser Taufeintrag liegt oft mehrere Jahrzehnte zurück und wurde von einem anderen Pfarrer verfasst, der möglicherweise eine gut lesbare Handschrift hatte. Durch diesen Ansatz können Unklarheiten in der Lesung älterer Einträge aufgeklärt werden.